Trockengelegte Feuchtgebiete, Straßenbau und Ackergifte: Bei uns finden Frösche, Kröten und Eidechsen immer weniger Lebensräume. Etwa 50 Prozent der 20 in Deutschland lebenden Amphibienarten stehen aktuell auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“. Auch einstmals häufige Arten wie der Teichmolch und der Grasfrosch stehen inzwischen auf der amtlichen „Vorwarnliste“.
Das ist deshalb so dramatisch, weil das Verschwinden der Amphibien – ähnlich wie das Verschwinden von Insekten – ein empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette reißt. Amphibien sind wichtige Beutetiere für viele Vögel, Reptilien und Marderartige. Jede einzelne Art hat ihre Bedeutung im Ökosystem.
Wir vom NABU Rotenburg beteiligen uns aktiv am Amphibienschutz!
Zu Beginn des Frühjahrs wandern Kröten, Molche und manche Froscharten in ihre Laichgewässer, um sich dort fortzupflanzen. Dabei stellt der Straßenverkehr eine große Gefahr für sie dar.
Die wechselwarmen Tiere haben den Winter geschützt zum Beispiel unter Laubschichten, Wurzeln, Steinen oder in Löchern im und am Waldboden verbracht.
Mit steigenden Temperaturen erwachen sie und suchen den nahen Teich oder Tümpel auf, in dem die meisten von ihnen einst selbst geschlüpft und herangewachsen sind. Typischerweise beginnt der Zug in nassen Nächten mit Temperaturen oberhalb von fünf Grad Celsius. Die Zäune halten die langsamen Tiere davon ab, die Fahrbahn zu überqueren. Sie fallen stattdessen in Eimer, die die Naturschützer etwa alle 25 Meter längs der Barrieren eingegraben haben.
Jeden Morgen patrouillieren dann ehrenamtliche Krötenfreunde an den Zäunen und setzen die über Nacht gefangenen Amphibien sicher auf die andere Straßenseite. Koordiniert wird diese Tätigkeit vom Amt für Naturschutz im Kreishaus Rotenburg.
Der Landkreis Rotenburg baut seit 1994 Amphibienschutzzäune auf. Die Betreuung wird meist durch Ehrenamtliche geleistet. Einmal am Tag patrouillieren sie an den Zaunabschnitten entlang, tragen die Amphibien über die Straße, die über den Tag in den Eimer gefallen sind und setzen sie auf der anderen Seite in ihrem Laichgewässer ab. Später geht die Reise wieder auf die andere Seite.
Im Jahr 2024 sind im gesamten Landkreis Rotenburg 32 Strecken mit Amphibienzäunen aufgestellt und betreut worden. Insgesamt sind an den Strecken rund 15.000 Amphibien gerettet worden. Im Südkreis von Rotenburg (dem Einzugsgebiet des NABU Rotenburg) waren es 23 Strecken mit mehr als 10.000 geretteten Amphibien.
Die Bestandsentwicklung ist dabei sehr dynamisch und muss von Strecke zu Strecke betrachtet werden. Beispielsweise wird der Amphipienzaun in Unterstedt-Eversen an der B215 seit Beginn des Amphibienschutzes im Landkreis jedes Jahr aufgestellt und betreut. 1994 wurden 122 Tiere über die Straße getragen, 2024 waren es 1.268 Tiere. Dazwischen lagen sowohl Jahre mit mehr als 600 Tieren, meist aber waren es deutlich weniger.
Gegenteilige Zahlen finden sich im Trochel. Am Amphibienzaun Brockel-Bellen an der K210, der seit 2008 betreut wird, waren am Anfang 927 Tiere in die Eimer gefallen. 2024 waren es 40.
Die Betreuerinnen und Betreuer an den Amphibienzäunen erheben auch die Arten, die ihnen in die Eimer fallen.
Die im Landkreis Rotenburg erfassten Arten sind:
Erdkröte (sie stellen den größten Anteil)
Grasfrosch
Teichmolch
verschiedene Grün-/ und Braunfrösche
Bergmolch und Kammmolch, an zwei beziehungsweise drei Streckenabschnitten
Knoblauchkröte, an einer Strecke
Amphibien haben nicht nur Schwierigkeiten, die Straße zu überqueren. Ihnen fehlen auch Lebensräume. Für ihre Verbreitung ist vor allem eine Strukturvielfalt wichtig, damit die Tiere immer schattige Stellen, feuchte Mauselöcher und ausreichend viele Futtertiere finden können.
Der NABU Rotenburg errichtet an vielen Stellen abwechslungsreiche Biotope und Laichgewässer. Dazu gehört beispielsweise der Flachwasserteich im Mitmach- und Erlebnisgarten (MEGa) am Hartmannshof und der Teich auf dem ökologisch aufgewerteten Scheeßeler Friedhof am Leehopsweg. Dort wurden bereits ein Jahr nach Fertigstellung die ersten Kaulquappen gesichtet.
Weiterhin betreut der NABU Rotenburg ein Laubfroschbiotop bei Wensebrock.