Rotmilan zu Recht unter Schutz

Als Reaktion auf den Artikel „Ein Vogel bremst“ in der Rotenburger Kreiszeitung vom 20.12.2019 schrieb Roland Meyer, Vorsitzender des NABU Rotenburg, folgenden Leserbrief:

 

Rotmilan zu Recht unter Schutz

 

Mehr als die Hälfte aller Rotmilane auf der Welt lebt in Deutschland. Deshalb haben wir eine herausragende Verantwortung für den Erhalt dieser Rote-Liste-Art. Der Verantwortung gerecht zu werden bedeutet, Gefährdungen abzuwenden.

 

Durch seine Balz, sein Spiel mit Luftströmen und weite Jagdflüge in bevorzugt 50 bis 150 Metern Höhe, dabei den Blick auf den Boden gerichtet, ist der Rotmilan besonders gefährdet, von Rotorblättern erschlagen zu werden. Eine Untersuchung für Brandenburg hat ergeben, dass die dort seinerzeit 3.000 Windräder übers Jahr 300 Milane getötet haben, mehr als 3 Prozent des landesweiten Bestandes. Meist Altvögel in der Brutzeit, die dann ja besonders viele Nahrungsflüge unternehmen müssen, um die Jungen zu ernähren. Und ist ein Elterntier tot, bleibt der Nachwuchs oft ebenfalls auf der Strecke. Der Schaden vergrößert sich noch, weil im Folgejahr jüngere Vögel die toten alten ersetzen müssen. Jüngere Vögel haben einen geringeren Bruterfolg.

 

Ein Abstand von 1,5 Kilometern zwischen Milanhorst und geplantem Windpark ist bereits ein Kompromiss. Vogelwarten gehen davon aus, dass dann 60 Prozent der Flüge ungefährdet sind. Die restlichen 40 Prozent sind es nicht. Umso mehr muss darauf geachtet werden, wenigstens die 1,5 Kilometer einzuhalten und darüber hinaus Hauptflugrichtungen zu berücksichtigen.

 

Windenergie ist da sinnvoll, wo sie natur- und menschenverträglich erzeugt wird. Derzeit tragen die Mühlen etwa 2,5 Prozent zum Gesamtenergieverbrauch in Deutschland bei. Selbst eine Verdreifachung wäre leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dafür den Naturschutz aufzugeben hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wenn wir das Klima retten wollen, müssen wir in erster Linie unseren Konsum verringern. Jeder für sich und alle zusammen.

 

Roland Meyer, Scheeßel

Foto: NABU/C. Bosch

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