Das heutige System in der Landwirtschaft muss umgebaut werden. Zum Wohle der Natur, für das Klima und im Sinne der Welternährung. Zu einem Film- und Gesprächsabend laden Ackern und Rackern, der BUND, der Bioland-Landesverband Niedersachsen, die BSW, die Freizeitimker Wümmeregion, der NABU und Sambucus gemeinsam ins Rotenburger Rathaus ein. Termin: Mittwoch, 7. November, 19.30 Uhr. Technisch unterstützt werden die Veranstalter von der Abteilung Stadtkino der Kulturinitiative.
„Obwohl eigentlich weniger Fleisch erzeugt werden müsste, damit alle Menschen auf dieser Erde satt werden können, werden zum Schaden des Klimas Urwälder gerodet, um in Europa immer mehr Tiere zu mästen“, sagt Christian Burandt-Gabriel (ackern & rackern). „Aus dem dafür angebauten Soja wird Gülle, die hier Flüsse und Böden belastet“, fügt Manfred Radtke vom BUND hinzu. „Und die Geflügelteilexporte allein nach Afrika haben sich von 1996 bis 2009 vervierfacht – wobei subventioniertes Billigfleisch aus Europa laut Entwicklungshilfeorganisationen nicht etwa die Ernährung in Afrika sichert, sondern im Gegenteil den Markt für heimische Kleinbauern zerstört“, so Angela von Beesten, Sambucus.
Die Folgen für die Natur sind unübersehbar. „Uferschnepfe und Rotschenkel, einst Charaktervögel an Wümme und Oste, kommen nicht mehr vor“, berichtet Thomas Lauber von der BSW. Roland Meyer (NABU) ergänzt: „In Deutschland sind seit 1990 eine Million Feldlerchen verstummt. Der Bestand an Rebhühnern ist um 90 Prozent zurückgegangen.“ Insgesamt lebten auf Europas Wiesen und Äckern nur noch halb so viele Vögel wie 1980. „Und die Masse der Insekten hat so stark abgenommen, dass heute selbst nach langen Überlandfahrten die Windschutzscheibe nicht mehr geputzt werden muss“, sagt Freizeitimker Karsten Frömming. Fachleute seien sich einig, dass die intensive Landwirtschaft erheblichen Anteil an diesen Entwicklungen habe.
Die Veranstalter erkennen die Zwänge, denen heutige Landwirte ausgesetzt sind, und fragen, wem ein solches System eigentlich nützt. „Denn auch viele Bauern fühlen sich nicht wohl und sind in ihrer Existenz bedroht“, erklärt Harald Gabriel (Bioland). Der Zwang zu immer intensiverer Produktion habe sogar dazu geführt, dass in den vergangenen 40 Jahren drei von vier Betrieben aufgegeben hätten.
Zu dem Abend sind auch Vertreter des Landvolks und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft eingeladen. Einen kurzweiligen Einstieg und viele Informationen zum Thema soll der Dokumentarfilm „Bauer unser“ im Kinoformat bieten. Anschließend besteht Gelegenheit zum Gespräch. Das Ende der Veranstaltung ist für etwa 21.30 Uhr vorgesehen.
Bi.dunterschrift: Soja aus Südamerika wird zu Gülle auf Rotenburger Feldern